Artikel zum Thema Meditation in der Physiotherapie

Eine Haltung und Ausrichtung wie sie in vielen Meditationsformen eingenommen wird, kann auch im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung sehr von Nutzen sein.

Die für mich wesentlichen Aspekte einer meditativen Grundhaltung sind:

Ganz in der Gegenwart, im Hier und Jetzt anzukommen.
Wach, aufmerksam, offen und entspannt da zu Sein.
Mich immer tiefer in der unmittelbaren Wahrnehmung von
Körperempfindungen, Gedanken, Gefühlen, Stimmungen, Geräuschen,
Gerüchen und anderen Sinneseindrücken zu verankern.
Mich gedanklich nicht aktiv mit dem Wahrgenommenen zu beschäftigen,
das heißt, auf innere Kommentare, Wertungen, Urteile zu verzichten,
bzw. mich immer wieder davon zu lösen.
Frei zu werden von jeglicher Form der Aktivität.
Unvoreingenommen die gegenwärtigen Erfahrungen zu empfangen
und mich dem gegenwärtigen Erleben ganz zu überlassen.
Was immer gerade in Erscheinung tritt, darf sein.
Was immer gerade da ist, genügt vollkommen.
Wie auch immer ich gerade bin, ist in Ordnung.

Diese Ausrichtung kann zu mehr innerer Ruhe und Frieden, Entspannung und körperlichem Wohlgefühl führen. Das vegetative Nervensystem kann sich dadurch leichter selbst regulieren.
Der parasympathische Anteil kommt verstärkt zur Geltung. Dieser steht u.a. für Regeneration und körperliche Heilungsvorgänge, den Abbau von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol, Verarbeitungs- und Verdauungsprozesse und die Stärkung des Immunsystems.

In einer physiotherapeutischen Behandlung hilft uns ein gut reguliertes vegetatives Nervensystem beim Erreichen unserer Behandlungsziele:

  • Bei der Behandlung akuter Verletzungen und postoperativer Zustände, aber auch bei chronischen Schmerzen, ist die Aktivierung des Parasympathikus zur Schmerzlinderung von hoher Bedeutung.
  • Bei körperlichen Beschwerden, die durch muskuläre Verspannungen verursacht werden, erreichen wir wahrscheinlich schneller und nachhaltiger eine Beschwerdebesserung, wenn wir auch die Spannung auf der mentalen und emotionalen Ebene mitberücksichtigen.
  • Soll die körperliche Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit erhöht werden, dann brauchen wir eine gesunde Balance zwischen Aktivität und Passivität.
    Wenn unser Körper tief entspannen und sich erholen kann, dann kann er auch voller Energie und Kraft sein. Wir fühlen unmittelbar, wie sich in einer Ruhephase die Lebensenergie in uns sammelt und in Fluss kommt.
  • Um die Wirkungen einer Behandlung wahrnehmen zu können und eine Rückmeldung an den Therapeuten für die weitere Behandlungsplanung geben zu können, ist die aufmerksame Präsenz im Körper während und nach einer Behandlung sehr hilfreich.

In meine Behandlungen lasse ich diese gesundheitsförderlichen Aspekte einer meditativen Grundhaltung bewusst einfließen.
Immer wieder lenke ich z.B. während einer Behandlung auch über Worte die Aufmerksamkeit meiner PatientInnen auf das gegenwärtige Erleben.
Bei sehr anstrengenden aktiven Übungen, baue ich Pausen ein, in denen ich dann das bewusste Entspannen anleite.
Manchmal ist es auch angezeigt, über Worte und Berührungen für einen längeren Zeitraum in tiefere Entspannungszustände hineinzuführen.
Achtsames und wohltuendes Berührt-Werden kann grundsätzlich in jeder Behandlung als eine wunderbare Möglichkeit wahrgenommen werden, um in der Gegenwart und dem in ihr enthaltenen Heilungspotential zu landen.